Das Festival der Ideen. Zwei Jahre KI für Umweltschutz in der Praxis
Unter dem Motto „künstlich. grün. natürlich intelligent“ feierten wir gemeinsam mit 150 Teilnehmenden am 12. November im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin das zweijährige Bestehen der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz.
Es präsentierten sich KI-Pilotprojekte, Community-Initiativen stellten sich vor und wir erforschten gemeinsam die Chancen und Grenzen von Künstlicher Intelligenz in und mit der Kunst. Mit Expert*innen und engagierten Bürger*innen diskutierten wir aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der KI im Umweltschutz. Höhepunkt des Festivals war die Preisverleihung des KI-Ideenwerkstatt X Prototype Fund Hardware. Auch im Livestream wurde das Festival von vielen Interessierten mitverfolgt.
Melanie Stolzenberg-Lindner, Referatsleiterin Künstliche Intelligenz & Nachhaltigkeit im BMUV, betonte das große Potenzial von KI für den Umweltschutz „Wir feiern heute zwei Jahre KI-Ideenwerkstatt für den Umweltschutz. Als Bundesumweltministerium haben wir das Projekt aus der Taufe gehoben, weil das Thema KI enorme Potenziale für den Umwelt- und Klimaschutz hat. Wir wollen insbesondere zivilgesellschaftliche Akteure, Naturschutz- und Umweltverbände fördern – also alle, die Lust haben, etwas zu entwickeln, zu lernen und ihren Beitrag zu leisten, dass KI auch für Gemeinwohlzwecke zum Einsatz kommt.“
„Künstliche Intelligenz ist weit mehr als nur Technologie.“
Thorsten Kluß, Programmmanager der KI-Ideenwerkstatt in der ZUG, eröffnete die Veranstaltung mit einem Rückblick: „Zum zweijährigen Jubiläum unserer KI-Ideenwerkstatt blicken wir auf zahlreiche innovative Projekte und inspirierende Veranstaltungen zurück, die wir gemeinsam mit unserer Community realisieren konnten. Heute feiern wir ihre Ideen – die Ideen, die uns zeigen, dass künstliche Intelligenz weit mehr ist als nur Technologie. Sie ist ein wichtiges Werkzeug, um den Umweltschutz aktiv voranzubringen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten."
Anschließend diskutierten mit ihm Friederike Hildebrandt von „Bits & Bäume“ und Rainer Rehak vom Weizenbaum Institut über die aktuellen Entwicklungen der KI im Umweltschutz. Rainer Rehak betonte: „KI ist per se nicht schlecht. Entscheidend ist, was wir damit machen.“
Innovative Ideen für den Einsatz von KI im Umweltschutz ausgezeichnet
Höhepunkt des Festivals war die Preisverleihung des Ideenwettbewerbes „KI-Ideenwerkstatt X Prototype Fund Hardware: Offene Technologien für den Umweltschutz“. Fünf ausgewählte Projekte erhielten jeweils 24.500 Euro für ihre kreativen Ideen in der Entwicklung von offenen Technologien für den Umweltschutz. Das können beispielsweise Sensorsysteme sein, die das Erfassen von umweltbezogenen Daten erleichtern. Die Preisträger*innen sind:
- KIM – KI-basierte Insektenmonitoring-Station: Erfassen von Insekten in Echtzeit, ohne ihnen Schaden zuzufügen
- URBAN-CLIMATE: Stadtklima mit KI analysieren und prognostizieren: Erstellen einer Heatmap zur Identifikation kühler Erholungsorte und Hitze-Hotspots in Städten und Gemeinden
- ORS – OpenRiverSense: Überwachung von Wasserstand und Temperatur
- KI-Verleihstation und Werkzeugberatung: Mithilfe von KI das richtige Werkzeug ausleihen, statt neu zu kaufen
- Wurmkompostierung 5.0: eine Anwendung, die über den geeigneten Zustand der Kompostzusammensetzung informiert
Der Sonderpreis ging an DigitZ-Smartes Gärtnern. Der digitale Gartenzwerg der Schreberjugend misst Umweltdaten, die für das smarte Gärtnern relevant sind.
Der Prototype Fund Hardware ist ein Projekt der Open Knowledge Foundation Deutschland, dessen zweite Runde gemeinsam mit der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz durchgeführt wird.
Zudem präsentierten die vom BMUV ausgewählten Pilotprojekte ihre Ergebnisse und berichteten aus dem einjährigen Begleitprogramm durch die KI-Ideenwerkstatt. Ihr breites Anwendungsgebiet im Bereich KI und Umweltschutz reicht von der Erfassung historischer Biodiversitätsdaten über die Beobachtung von Seegraswiesen bis zum smarten Schadstoff-Check in Alltagsprodukten. Mit Unterstützung der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz konnten die Pilotprojekte ihre Ideen in funktionsfähige Anwendungen weiterentwickeln.
Raum der Ideen, Seegurken-Comic und Community Sessions
Im Raum der Ideen konnten die Festivalbesucher*innen anschließend die bereits entwickelten Anwendungen der Pilotprojekte testen und die Gelegenheit zum intensiven Austausch auch mit anderen Initiativen nutzen. Zusätzlich stellten Projekte, die noch in der Entwicklungsphase sind, ihre Ideen vor und luden zum Mitmachen ein. Die KI-Ideenwerkstatt wird eine Auswahl dieser Projekte künftig mit fachlicher Beratung und der Bereitstellung von Umweltdaten unterstützen.
Die Veranstaltung bot außerdem eine interaktive Ausstellung: Besucher*innen konnten etwa die Welt durch eine VR-Brille aus der Perspektive eines Geiers erleben oder sich am Beicht-O-Mat, einem „Beichtstuhl der KI“ beraten lassen.
In drei größeren Workshops tauschten sich Festivalbesucher*innen unter verschiedenen Themenstellungen über die Chancen und Herausforderungen von KI im Umweltschutz aus und wie nachhaltig KI gestaltet werden kann und muss.
Auch wurde der Comic-Essay „KI nachhaltig entwickeln: Seegurke sucht Seegraswiese“ auf dem Festival erstmals vorgestellt und vorgelesen. Das Comic lädt dazu ein, darüber nachzudenken, welche Rolle KI im Umweltschutz der Zukunft spielen sollte. Es zeigt, welche Fragen wir uns stellen müssen, um KI nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig für Umwelt und Gesellschaft zu entwickeln.
Gnutschende Gnus, Eisbären und Robotermonologe. Kiezpoeten contra KI
Einen unterhaltsamen Festivalabschluss boten die Kiezpoeten. Wie künstlerisch kann KI sein? Das versuchten die Kiezpoeten in einem KI-generierten Poetry Slam gemeinsam mit dem Publikum herauszufinden: Zwei Texte wurden in Zusammenarbeit mit einer KI erstellt, zwei Texte ohne KI von den Künstler*innen selbst. Welche Texte mithilfe von KI entstanden, musste das Publikum selbst herausfinden. Die vom Publikum am besten bewerteten Texte stammten tatsächlich von der KI. Ein Kiezpoet fasste es sehr treffend zusammen: „KI ist witziger als die Leute denken, dass du es wärst.“
Idee der KI-Ideenwerkstatt
Die KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz arbeitet im Impact Hub in Berlin-Neukölln. Sie dient vor Ort und virtuell als Anlaufstelle für alle, die Künstliche Intelligenz gemeinwohlorientiert für den Umweltschutz einsetzen möchten. Die KI-Ideenwerkstatt ist ein offener Ort für NGOs, Initiativen, Wissenschaftler*innen, Start-ups, Privatpersonen und weitere Akteur*innen und deren Austausch untereinander – jede*r kann und soll mitwirken. Gemeinsam und offen für alle entstehen in der KI-Ideenwerkstatt und gegebenenfalls durch weitere Formate an anderen Orten wie anwendungsorientierte Workshops Ideen für den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz.