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12.12.2024

Der gläserne Baum: Naturschutz und Künstliche Intelligenz

Bei den Themenabenden der KI-Ideenwerkstatt werden verschiedene Aspekte von KI im Umweltschutz näher betrachtet.

Am 26. November 2024 lud die KI-Ideenwerkstatt zum Themenabend „KI und Naturschutz: Von gläsernen Bäumen und resilienten Wäldern“ ein. Expert*innen zeigten, wie KI den Naturschutz voranbringt, aber auch welche Hürden es zu überwinden gilt.

Einblicke in die Resilienz unserer Wälder

Der Titel der Veranstaltung regte gleich zu Beginn zum Nachdenken an: Der „gläserne Baum“ stand symbolisch für Transparenz, Überwachung und Zerbrechlichkeit und steht damit im Spannungsfeld zur natürlichen Resilienz von Wäldern. 

Expert*innen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zeigten, wie KI ökologische Prozesse sichtbar macht und Entscheidungsgrundlagen schafft. Die Diskussion nach den Vorträgen zeigte deutlich, dass KI faszinierende Möglichkeiten für den Naturschutz eröffnet. Doch ebenso klar wurde: Es braucht den Menschen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen und echte Veränderungen zu bewirken.

Digitalisierung für den Naturschutz – Wissen allein reicht nicht

Pierre L. Ibisch, Professor für Nature Conservation an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, eröffnete den Abend und betonte in seinem Vortrag: „Digitale Ressourcen haben den Naturschutz ermächtigt.“ KI ermögliche es, ökologische Zusammenhänge besser zu verstehen. Doch er warnte, dass Wissen allein keine Veränderung bringe. Er appellierte an Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, die Möglichkeiten der Digitalisierung entschlossen zu nutzen, aber gleichzeitig auch konsequent zu handeln.

KI unterstützt Behörden beim Naturschutz

Christian Schulz von der TU Berlin zeigte anhand von Beispielen, wie KI in der Fernerkundung Umweltmaßnahmen leichter kontrollieren lässt. Satellitendaten können dabei helfen, Vegetationsflächen zu überwachen und Veränderungen sichtbar zu machen. Sein Fazit: Diese Technologien erleichtern behördlichen Naturschutz, etwa bei der Überprüfung von Renaturierungsprojekten.

Verborgene Arten und ihre Lebensräume schützen

Dr. Andreas Wilting vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin führte die Teilnehmenden in die tropischen Regenwälder Südostasiens. Mit Hilfe von Kamerafallen und genetischen Barcodes spüren er und sein Team Arten in schwer zugänglichen Regionen auf und analysieren ihre Lebensräume. 

Diese Erkenntnisse sind entscheidend, um Arten wie den stark gefährdeten Saola (Pseudoryx nghetinhensis) zu schützen. „Technologien wie KI und genetische Analyse bieten neue Möglichkeiten für den Artenschutz“, betonte Wilting. Doch er wies darauf hin, dass technologische Fortschritte allein nicht genügen – es brauche auch politischen Willen und globale Zusammenarbeit.

Den Wald aus neuer Perspektive betrachten

Prof. Fabian Faßnacht von der Freien Universität Berlin schloss den Abend mit einem Blick darauf, wie KI neue Perspektiven auf Wälder eröffnet. Mit ihrer Hilfe lassen sich Trockenstress und Biodiversität erfassen.

Mit einem Augenzwinkern brachte er ein: Um zu verstehen, ob ein Baum gestresst ist, müsste man eigentlich tagelang neben ihm stehen und ihn beobachten – eine unmögliche Aufgabe. „Genau dafür ist KI da“, erklärte er. KI schließe diese Lücke und liefere wertvolle Erkenntnisse, die menschliche Beobachtung ergänzen.

Zwischen Hoffnung und Handlungsbedarf

Die Veranstaltung zeigte deutlich, dass KI faszinierende Möglichkeiten für den Naturschutz bietet. Der Wunsch nach einer zentralen Datenplattform, die alle relevanten Umweltdaten bündelt, wurde in der Diskussion nach dem Vortrag von Christian Schulz laut. Erste Ansätze wie die Plattform umwelt.info existieren bereits, doch die Vision eines umfassenderen und zugänglicheren Systems bleibt.

Pierre Ibisch betonte, dass selbst die besten Daten nutzlos sind, wenn sie nicht in konkretes Handeln münden. Insgesamt wurde klar: Naturschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der digitale und natürliche Intelligenz Hand in Hand gehen müssen.

Kontakt

KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz
c/o Impact Hub
Rollbergstr. 28A
12053 Berlin
+49 30 72618 0959 E-Mail schreiben

Themenabende

Bei unseren „Themenabenden“ diskutieren wir die vielfältigen Implikationen des zivilgesellschaftlichen Engagements in den Bereichen Umweltdaten, Data-Science und KI-Entwicklung für die sozial-ökologische Transformation.