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13.07.2024

Der Wasserverschmutzung auf der Spur

Wie können Umweltkatastrophen frühzeitig erkannt werden? Und wie kann der Straßenverkehr in der Stadt verbessert werden? Die Umweltdatenwerkstatt in Cottbus stand ganz im Zeichen der Sensorik.

Am 13. und 14. Juli trafen sich Expert*innen aus dem Umweltschutz und der Arbeit mit offenen Daten sowie KI-basierter Auswertungsmethoden bei der Umweltdatenwerkstatt in Cottbus. Ziel war es, an Herausforderungen im Umweltschutz zu arbeiten. Unter den Teilnehmenden waren zahlreiche Umweltingenieur*innen, lokale Unternehmen und Umweltschutzorganisationen, Studierende der technischen Universität und das  Code for Germany Lab Cottbus, das am FabLab Cottbus angesiedelt ist.

Gemeinsam entwickelten die Teilnehmenden Lösungen für lokale Herausforderungen: Wie gelingt es, dass Katastrophen wie die an der Oder frühzeitig erkannt werden und Anwohnende wieder eine Beziehung zu ihrem Fluss aufbauen? Wie kann der Straßenverkehr in der Stadt verbessert und möglichst viele Menschen daran beteiligt werden? Und was lässt sich mit Messdaten von Imkern über Bienengesundheit herausfinden?

Flussgesundheit überwachen – mit Messclustern und Mustererkennung

Sascha Groddeck stellt das Projekt AI.CAN vor.

Im Juli 2022 ereignete sich in der polnischen Oder nahe der Stadt Opole eine schwere Umweltkatastrophe, bei der massenweise Fische ums Leben kamen. Warnungen von polnischer Seite über das nachweisbare Fischsterben an die deutschen Umweltbehörden sowie die Öffentlichkeit erfolgten erst viele Tage später. Anfang August passierte das giftige Wasser Frankfurt (Oder). Es kam zu einem Massensterben, mehrere Tonnen toter Fische wurden geborgen. 

Ein Team um das Projekt AI-CAN befasste sich mit der Frage, wie eine solche Katastrophe mithilfe eines zivilgesellschaftlichen Frühwarnsystems zukünftig verhindert werden kann. Im Rahmen der Umweltdatenwerkstatt Cottbus wurde das Konzept von vernetzten Messclustern entwickelt, das automatisch erkennen soll, wann Verschmutzungen auftreten, und vorhersagen, wie sie sich verbreiten. So können die Ergebnisse aufwändiger Spektralmessungen an wenigen Messstellen effektiver genutzt werden, indem entlang des gesamten Flusses weniger komplexe Messungen erfolgen, die die Ausbreitung der erfassten Substanzen vorhersagen. Diese können leicht von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen vorgenommen werden. Sie beteiligen sich so an der Überwachung der Flussgesundheit. Ein erster Prototyp der Messstation steht bereits. Im nächsten Schritt soll eine Software entwickelt werden, die die einzelnen Messcluster vernetzt und mithilfe von KI-Algorithmen auswertet und Muster erkennt.

Stadtverkehr verbessern – mit zivilgesellschaftlichen Verkehrsmessungen

Die Teilnehmenden experimentieren mit dem CityRadar-Sensor

Wie kann das Verkehrsaufkommen gemessen und zur Verbesserung der Straßenführung beigetragen werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Gruppe um das Projekt CitRad. Ziel ist es, ein einfaches und günstiges Sensormodul zu bauen, was sich jede*r ins Fenster stellen kann, um vorbeifahrende Autos und Fahrräder sowie deren Geschwindigkeiten zu erfassen. In einem großen Datensatz vereint entsteht so ein umfangreiches Bild der Verkehrsteilnehmer*innen (wie hoch ist die Anzahl der Autos, Fahrräder und Fußgänger am Verkehr einer Straße?), mit dem sich das Verkehrsaufkommen einer Stadt bestimmen lässt. Im Rahmen der Umweltdatenwerkstatt Cottbus prüfte ein Team den Einsatz von KI, um die Messergebnisse zu verbessern. Dabei verwendete die Gruppe verschiedene Methoden der Open Source Plattform scikit learn und vermittelte Grundlagen in der Anwendung.

Bienen vermessen, Daten analysieren

Eine dritte Gruppe befasste sich mit Messsystemen für Imker*innen und der Analyse der daraus entstehenden Daten. Sie experimentierten mit Gewichts-, Temperatur und Luftfeuchtigkeitsmessungen von Bienenkörben. So konnten sie zum Beispiel nachweisen, wie ein Bienenvolk auf feindliche Eindringlinge reagiert. Indem sie kollektiv die Temperatur erhöhen, töten sie beispielsweise eindringende Hornissen.

Die Umweltdatenwerkstatt in Cottbus hat einen wichtigen ersten Impuls für die Zusammenarbeit zwischen Umweltschützer*innen und Softwareentwickler*innen gesetzt. Die Teilnehmenden streben die Fortführung der Projekte an und planen bereits das nächste Treffen.

Mitmachen

Du hast Interesse, dich lokal zu vernetzen und mit digitalen Werkzeugen den Umweltschutz voranzubringen? Termine für die kommenden Umweltdatenwerkstätten sind:

  • 28./29. September in Bielefeld
  • 05./06. Oktober in Potsdam
  • 16./17. November in Hannover

 Anmeldung

Hintergrund

In den Umweltdatenwerkstätten werden Grundlagen zu Datenkompetenz und sogenannter KI vermittelt sowie mit eingeladenen Expert*innen und Praktiker*innen aus dem Umweltschutz- und Open-Data-Bereich gemeinsam Fragestellungen und Prototypen für den Schutz der Umwelt entwickelt. Ziel ist es, sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und an konkreten Lösungen für den Umweltschutz zu arbeiten.

Ziel der Umweltdatenwerkstatt ist die lokale Vernetzung und die Entwicklung digitaler Lösungen für den Umweltschutz. Über zwei Tage arbeiten die Teilnehmenden an gemeinsamen Fragestellungen.

Die Umweltdatenwerkstatt wird im Auftrag der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz von der Open Knowledge Foundation Deutschland durchgeführt.

Kontakt

KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz
c/o Impact Hub
Rollbergstr. 28A
12053 Berlin
+49 30 72618 0959 E-Mail schreiben

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