KI und offene Daten bringen Umweltschutz in Bielefeld voran
Wie lassen sich große Mengen an Bildern effizient im Hinblick auf Biodiversität auswerten? Und wie können wir Wissen über Stadtbäume besser vermitteln? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der Umweltdatenwerkstatt in Bielefeld.
Am 28. und 29. September trafen sich Expert*innen aus dem Umweltschutz und der Arbeit mit offenen Daten sowie KI-basierter Auswertungsmethoden bei der Umweltdatenwerkstatt in Bielefeld. Unter den Teilnehmenden waren Informatiker*innen, Journalistinnen, Wissenschaftler und das Code for Germany Lab Bielefeld.
Ihr gemeinsames Ziel: innovative Lösungen für lokale Herausforderungen zu entwickeln. So stellten sie sich unter anderem die Frage, welche Daten zur Stadtgesundheit in Bielefeld existieren und wie sie besser zugänglich gemacht werden können. Ebenso diskutierten sie, inwiefern KI-gestützte Bildannotationen zum Umweltschutz beitragen könnten.
Wie gesund ist die Stadtnatur in Bielefeld?
Jede Stadt verfügt über zahlreiche offene Daten, die den meisten Bürger*innen jedoch unbekannt sind. Ein Team befasste sich mit der Frage, wie umweltspezifische Daten zugänglicher gemacht werden können. Sie identifizierten Daten zur Luftqualität, zur Qualität der Gewässer und entwickelten auf Grundlage von Luftbildern einen eigenen Datensatz zur Stadtbegrünung. Auf der Grundlage entstand der Prototyp eines Umweltdashboards für Bielefeld, das zukünftig weiter ausgebaut werden soll.
BaumBIE: Bäume sprechen lassen
Stadtbäume spielen eine zentrale Rolle für die Stadtgesundheit, sorgen für ein gutes Klima und sind Zuhause für viele Tiere. Doch aufgrund von Klimaveränderungen sind immer mehr Bäume in Gefahr. Projekte wie „Gieß den Kiez“ oder „Leipzig gießt“ wollen das ändern und den Stadtbäumen mehr Aufmerksamkeit geben. Auch in Bielefeld liegt ein Fokus darauf.
Das Projekt BaumBIE geht einen Schritt weiter: Neben Baumpatenschaften und dem regelmäßigen Gießen der Bäume möchte das Projekt auch Wissen vermitteln und so eine Beziehung zwischen Bürger*innen und Bäumen fördern. Helfen soll dabei ein Chatbot, der auf Grundlage von zahlreichen Ressourcen mit spielerischen Elementen wie Schätzfragen Fragen zu den Bäumen beantwortet.
Das BaumBIE-Team nutzte die Umweltdatenwerkstatt, um neue Features zu entwickeln und den Prototyp weiter auszubauen. Weitere Informationen und der aktuelle Stand des Projekts finden sich im Repository von BaumBIE.
KI-gestützte Bildannotationen für den Umweltschutz
Durch Aufnahmen aus der Luft oder des Meeresbodens fallen mittels moderner Methoden riesige Datenmengen an, die kaum noch von Menschen alleine ausgewertet werden können. Hier kommt das Projekt BIIGLE ins Spiel, ein von der Universität Bielefeld entwickeltes Tool zur Unterstützung der Bildannotation. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, um auf Bildern Objekte zu identifizieren und mit Metadaten zu versehen. So entsteht eine Datengrundlage, die es ermöglicht, mittels KI Lebewesen auf Bildern zu identifizieren.
Langfristig soll so die Biodiversität analysiert werden, also die Anzahl und die Vielfalt von Leben in einer bestimmten Region. Daraus lässt sich ableiten, wie es der Natur geht und welchen Belastungen sie ausgesetzt ist.
BIIGLE bietet eine einfache Möglichkeit, große Bilddatensätze zu verarbeiten und mit Annotationen auszustatten. Dabei greift das Tool auf verschiedene KI-Anwendungen zurück, beispielsweise um Objekte zu erkennen und farblich einzufassen. Nutzende von BIIGLE müssen anschließend nur noch das Objekt bestimmen.
Ein neues Feature, BIIGLE.party, zielt darauf ab, Bürger*innen in den Prozess der Bildanalyse einzubeziehen. Das Citizen-Science-Tool soll Forschenden helfen, gemeinsam mit der Zivilgesellschaft an wissenschaftlichen Projekten zu arbeiten. Dabei setzt es auf spielerische Elemente und vermittelt Wissen zu den analysierten Objekten. Bei der Umweltdatenwerkstatt Bielefeld wurde BIIGLE um eine Datenimportfunktion erweitert. wodurch das Tool jetzt noch vielseitiger einsetzbar ist.
Mitmachen
Du hast Interesse, dich lokal zu vernetzen und mit digitalen Werkzeugen den Umweltschutzvoranzubringen? Die nächste Umweltdatenwerkstatt findet am 16./17. November in Hannover statt.
Hintergrund
In den Umweltdatenwerkstätten werden Grundlagen zu Datenkompetenz und sogenannter KI vermittelt sowie mit eingeladenen Expert*innen und Praktiker*innen aus dem Umweltschutz- und Open-Data-Bereich gemeinsam Fragestellungen und Prototypen für den Schutz der Umwelt entwickelt. Ziel ist es, sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und an konkreten Lösungen für den Umweltschutz zu arbeiten.
Ziel der Umweltdatenwerkstatt ist die lokale Vernetzung und die Entwicklung digitaler Lösungen für den Umweltschutz. Über zwei Tage arbeiten die Teilnehmenden an gemeinsamen Fragestellungen.
Die Umweltdatenwerkstatt wird im Auftrag der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz von der Open Knowledge Foundation Deutschland durchgeführt.