Zum Hauptinhalt springen
03.06.2023

Sensorikworkshop: Brummender Beton – von Stadtinsekten und Mauerblümchen

Insekten werden mithilfe von KI klassifiziert und gezählt. Hier ist eine Marienkäferlarve das erste Insekt, mit dem die Kamera getestet wird.

Insekten zu erkennen und zu klassifizieren ist nicht so einfach. Wie Interessierte Expertinnen und Experten mithilfe von KI-Technik bei der Zählung und Klassifikation unterstützen können, war Thema des Sensorikworkshops „Brummender Beton".

Die Bestimmung der Biodiversität ist ein eigenes Forschungsfeld, aber für Umweltschutzbemühungen von interessierten Bürger*innen reichen bereits hinreichend gute Daten aus. Die klassische Messmethode ist das Zählen von Arten, in unserem Fall Insekten und Pflanzen, in einem bestimmten Gebiet. Dieser Vorgang wird mehrmals über lange Zeiträume hinweg wiederholt. Das ist sehr aufwändig und erfordert neben dem Personalaufwand eine hohe Sachkenntnis von entsprechenden Expertinnen und Experten. In vielen Bereichen der Wissenschaft und eben auch hier unterstützen Interessierte, in so genannten “Citizen Science”-Projekten wird die “Weisheit der Vielen” ausgenutzt, um an zusätzliche Daten zu gelangen. Deren Qualität wird erheblich verbessert, wenn die Beteiligten wissen, was sie eigentlich messen und wie die eingesetzte Technik funktioniert.

Im Workshop wurde die bereits im Januar vorgestellte Technik des Dissertationsprojektes Insect Detect von Max Sittinger einem Praxistest unterzogen. Am Vormittag wurden zahlreiche Fotos für das Machine-Learning-System manuell gekennzeichnet (sogenanntes Labeling), um das System damit zu trainieren.

Die Teilnehmenden sprangen in die Rolle von sogenannten Click Workern, also Menschen, die dafür bezahlt werden, Tausende von Bildern für das Training von KI-Systemen vorzubereiten. Diese Arbeit findet typischerweise im Globalen Süden statt. Eine regelrechte „Ghost Force of AI“, wie die Forscherin Kate Crawford es nennt, ist für die beeindruckenden Ergebnisse der KI-Systeme westlicher Unternehmen verantwortlich. Dies führte in der Workshopgruppe zu einer Debatte über Arbeitsbedingungen und Ethik. Die beste Methode, KI-Systeme zu verstehen, ist der Nachbau ebendieser Systeme. Anders als die unterbezahlten und nicht gewerkschaftlich organisierten Click Worker, verweigerten die Teilnehmenden nach wenigen hundert Bildern allerdings ihren Dienst. Glücklicherweise hat Max Sittinger in seinem Dissertationsprojekt diese Kärrnerarbeit bereits verrichtet, und wir konnten sein Modell auf die OAK-KI-Kameras spielen, die einen speziellen KI-Chip für die Verarbeitung solcher Modelle besitzen. Anschließend haben wir bei strahlendem Sonnenschein auf dem nahe gelegenen Tempelhofer Feld einen Praxistest durchgeführt. Dafür haben wir die Kamerafalle an einer geeigneten Stelle aufgebaut und das Zählprogramm gestartet. Nach einer Stunde haben wir die Ergebnisse gemeinsam ausgewertet.

Zur Veranstaltungsreihe

In der Veranstaltungsreihe Sensorikworkshops geht es darum, die für die Umweltmessung benötigten Sensoren und Daten ganz praktisch vorzustellen. Wozu brauchen wir KI, um die Umwelt zu schützen? Was „sieht“ das KI-System eigentlich? Welche Daten können wir überhaupt erfassen? Wie teuer ist die eingesetzte Technik? Wie einfach kann jede*r selbst KI nutzen, um die Natur zu beobachten? Diese Fragen wollen wir gemeinsam hands-on beantworten, in jedem Monat setzen wir einen anderen Schwerpunkt. 

Weitere Meldungen