Werkstattgespräch: „Pflanzenkohle, Negativemissionen und KI“
Die KI-Ideenwerkstatt beschäftigte sich im Werkstattgespräch am 12. Oktober 2023 damit, wie der Einsatz von Pflanzenkohle die Wasserspeicherkapazität erhöhen kann und wie man mit Hilfe von Sensortechnik die Bodenfeuchte erfassen und vorhersagen kann.
Sibylle Maurer-Wohlatz, Vorstandsmitglied des BUND Region Hannover, eröffnete die Veranstaltung mit einem digitalen Vortrag über den Einsatz von Pflanzenkohle. Neben der theoretischen Grundlage zeigte sie anschaulich, wie man Pflanzenkohle herstellt und welche Ertragsergebnisse erwartet werden können.
Anschließend zeigte Robert Wagner, Leiter der Projekte Carbon Think und Carbon StorAge an der FU Berlin, wie Pflanzenkohle in die globale Klimasituation einzuordnen ist. Dazu erklärte er, was sich hinter dem Begriff „Negativ-Emissionen“ verbirgt und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Pflanzenkohle einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten können. Pflanzenkohle hilft nicht nur, Wasser besser im Boden zu halten, sondern bindet gleichzeitig große Mengen organischen Kohlenstoffs und verhindert so, dass diese als CO₂ in die Atmosphäre gelangen. Zuletzt stellte Robert Wagner das Herzstück des Werkstattgesprächs vor: die Versuchsaufbauten im Botanischen Garten, die von der FU Berlin wissenschaftlich begleitet werden.
Inzwischen sei der Mensch neben geologischen und ökologischen Faktoren ein aktiver Gestalter unserer Böden geworden, hob Anika Gebauer, Bodenökologin und Datenwissenschaftlerin im Team der KI-Ideenwerkstatt, deutlich hervor. Das mache es Modellen der Wissenschaft sehr schwer, Vorhersagen und Vergleiche zu ziehen. Selbst die KI sei überfordert, weil der Mensch sehr stark in Naturvorgänge eingreife. Das müsse nicht immer schlecht sein, wie das Beispiel der Pflanzenkohle zeige.
Nicht nur die technischen Faktoren der Pflanzenkohle standen im Fokus der Veranstaltung. Jan Ehlen, Ko-Leiter der Botanikschule Berlin, fokussierte den Bildungsaspekt des Themas. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen gehe es besonders darum, ein Umweltbewusstseins zu bilden. Denn oft machen Daten die versteckten Dinge der Umwelt erst sichtbar und schaffen so eine Verbindung von Theorie und Praxis.
Einig waren sich alle Expertinnen und Experten, dass KI nur ein Datenwerkzeug ist und nicht etwa die Lösung aller Probleme darstellt. Sie hilft jedoch, Daten und Erkenntnisse zu sammeln, selbst wenn das Beobachtungsobjekt unzugänglich ist oder Personen nur wenig Zeit zur Verfügung haben. Gemeinsam könne eine Community mit Hilfe von Daten und Datenwerkzeugen wie KI einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Nach den Impulsvorträgen ging es hinaus in den Garten zu den Hochbeeten, die mit unterschiedlichen Anteilen an Pflanzenkohle bestückt waren und mit Tomaten bepflanzt wurden. Die Teilnehmenden hatten die Aufgabe, das Aussehen der Tomatenpflanzen zu bewerten. Etwas verfälscht wurde dieser nichtwissenschaftliche Versuch dadurch, dass die Beete öffentlich zugänglich sind und das Publikum des Botanischen Gartens Berlin der Versuchung rot leuchtender Tomaten nicht widerstehen konnte. Die Teilnehmenden sahen viele Rispen, an denen noch vor kurzem reife Tomaten hingen. Jan Ehlen und Robert Wagner berichteten, dass unerwartet der Pflanzenwuchs durch den Einsatz von Pflanzenkohle so verstärkt worden war, dass die Halteseile rissen. Zudem verdeutlichten sie, dass Pflanzenkohle nachhaltig und deshalb oft erst im Folgejahr wirke, es seien also Geduld und lange Beobachtung nötig.
Beim abendlichen Buffet tauschten sich die Teilnehmenden untereinander aus und entwickelten bereits Ideen, die sie mit der KI-Ideenwerkstatt weiterdenken möchten. Die Teilnehmenden diskutierenden so angeregt, dass das Veranstaltungsende viel zu früh gekommen ist. Das gesamte Team der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz freut sich schon jetzt auf die kommenden gemeinsamen Projekte.
Zur Veranstaltungsreihe
Bei der Veranstaltungsreihe der Werkstattgespräche der KI-Ideenwerkstatt geht es darum, „Ideen auf die Werkbank“ zu bringen, daher stehen praktisch orientierte Projekte im Vordergrund. Gemeinsam diskutieren wir, welches Potenzial und welche Herausforderungen bestehen und welche Technologie hinter dem Projekt steht.